Inhaltsverzeichnis

Datenvergleich mit 360 S10
Lieferumfang
Navigation, Arbeitsweise und App
Performance auf Hartboden und Teppich
Fazit

Miele: Staubsauger seit 100 Jahren

Der neue Miele Saugroboter geht für round about 700€ UVP über die Ladentheke. Klingt erstmal nach viel zu viel Geld, selbst dann, wenn der deutsche Hersteller bereits seit 100 Jahren Staubsauger produziert und im Bereich der Haushaltselektronik auch internation hoch angesehen ist. Aber vielleicht ist dem ein oder anderen ein sauberer Boden das Loch im Portemonnaie wert. Wir haben getestet, ob man beim Miele Scout RX3 Home Vision für starke Technik oder den bekannten Markennamen zahlt.

Wie der Vergleich der technischen Daten mit dem gleichermaßen flachen 360 S10 (zum Testbericht) bereits zeigt, finden sich funktionell wie in der Hardware bereits ein paar Schäwchen beim Miele-Sauger. Dieser bietet aber einige Besonderheiten, die andere Saugroboter bislang nicht mitbrachten.

Lieferumfang

Der Lieferumfang beinhaltet alles, was man zur Nutzung des Roboters benötigt, viel mehr aber auch nicht. Hier könnte man bei einem Preis von ~700€ durchaus etwas mehr erwarten.

Navigation, Arbeitsweise und App

Die Bauhöhe ist mangels Laser-Turm auf der Oberseite mit 8,5 cm sehr niedrig, was dem Miele Scout RX3 das Erreichen von mehr Bereichen unter Möbelstücken ermöglicht als vielen seiner runden Haushaltshelferkollegen. Zwei HD-Frontkameras ermöglichen eine 3D-Objekterkennung, über die der Scout RX3 Hindernisse wie Möbelstücke erkennt und diesen ausweicht.

Die Objekterkennung ist das Aushängeschild des Modells und findet sich sonst auch nur im High-End-Segment, etwa beim Roborock S6 MaxV. Die von der Kamera erfassten Bilder werden verschlüsselt an die App gesendet. So hat der Benutzer Fernzugriff auf den Roboter mit Livestream und kann das Modell zeitgleich manuell steuern.

Die HD-Kameras sind zudem für die Navigation wichtig, da sie dem Roboter ermöglichen, sich zu relokalisieren und so eine Raumkarte in der App zu erstellen, mit der sich arbeiten lässt. Und hier bemerkt man die ersten Software-Nachteile, die der Miele Scout RX3 gegenüber anderen Saugrobotern aufweist:

Das Einzeichnen von Sperrbereichen und Reinigungsbereichen ist möglich, die virtuelle Karte wird aber nicht sehr akkurat dargestellt, so dass das Setzen eines Bereichs zur fummeligen Geduldprobe wird, bei der man nur schätzen kann, ob man den Bereich richtig gelegt hat und viel herumprobieren muss.

Die Installation der App Miele Scout (Android, iOS) geht zwar simpel und schnell vonstatten, zeigt dann in der Nutzung aber eine Schwächen, hängt sich gerne mal auf oder ruckelt „buggy“. Nach über 120 Saugrobotertests ist man auch funktionell deutlich mehr gewohnt: Nur eine Karte ist in der App speicherbar, eine Raumeinteilung existiert nicht und der Teppich-Boost will auch nicht immer, wie er soll – dazu gleich mehr.

Navigation nicht auf dem Stand der Technik

Darüber hinaus wirkt die Navigation mittels 3D-Kamera, Gyro- und Infrarotsensorik äußerst „stumpf“ und ist nicht mit der Laser-Raumvermessung anderer Modelle vergleichbar. Er zieht gerade Bahnen durch die vier Wände, trofft auf ein Hindernis und kehrt um. Das geht in 2021 mittels genauer Bereichsberechnung und Quadranteneinteilung deutlich smarter.

Für das Jahr 2021, den Preis und einen international geschätzten Hersteller wie Miele ist das alles etwas dürftig. Da holt es die Nutzung einer „fahrenden Überwachungskamera“ mit den Kameraaugen auch nicht raus – mal abgesehen davon, dass Kameras, die Bilder aufnehmen können, bei Nutzern in Deutschland nicht besonders beliebt sind.

Fast könnte man hier in Sachen Datenschutz aber einen Pluspunkt geben: Das WLAN-Modul lässt sich entfernen. Dann kann man zwar die App nicht mehr nutzen, hat aber eine gewisse Datensicherheit sowie noch das LED-Touch-Display auf der Oberseite des Roboters und die mitgelieferte Fernbedienung zur Steuerung über.

Wer bei einem Saugroboter aber Wert auf Datensicherheit legt, wird sich wohl kaum ein Modell mit zwei Kameraaugen kaufen. Hier könnt ihr übrigens nachlesen, wie man die Datensammlung bei vielen Saugrobotern einschränken kann.

Performance auf Hartböden und Teppich

Eine Dichtlippeneinheit fokussiert die Ansaugung, was tatsächlich zu einer besseren Reinigungsleistung führt. Auf Hartboden überzeugt der Miele Scout RX3 auf ganzer Linie und hinterließ spiegelreine Böden im Test.

Den positiven Unterschied zu anderen Modellen machen hier wohl die 20-armigen, schwenkbaren Bürstenköpfe, die seitlich sehr gut in Ecken kommen und auf diesem für Saugroboter schwierigen Terrain überzeugen. Eine schöne Erfindung von Miele, die sich sicherlich einige Hersteller abschauen werden.

Wo man in der Testphase nach dem Hartboden also erstmals freudig dastand, folgte dann die Teppich-Performance – und diese sollte sich als unterirdisch herausstellen. Der RX3 zeigte auf Hochflorteppich von Anfang an Probleme in der Navigation, vermutlich weil die längeren Fransen des Teppichs die Hindernissensorik triggern. Entsprechend wurde die Teppichreinigung immer wieder abgebrochen. Auch der Teppich-Boost funktioniert entsprechend nur mit Glück.

Ein verwertbarer Test war fast unmöglich, von dem von uns auf dem Teppich ausgestreuten Material landeten nur 42,5 % in der 0,4 l großen Staubkammer. Ein absolut unterdurchschnittlicher und schwacher Wert – verrücktes Spagat zwischen Hartboden- und Teppich-Performance, das wir so auch noch nicht erlebt haben. 

Zwei positive Punkte wollen wir aber hier noch nennen: Es gibt es eine „Climb-Funktion“, mit der man die Kletterhöhe von 1,7 cm auf 0,6 cm reduzieren kann. Das kann praktisch sein, wenn man etwa verhindern möchte, dass der Roboter an Schwingstühlen hängen bleibt.

Zudem wurde im Vergleich zu anderen Modellen mehr Liebe in die Filtereinheit gesteckt, welche aus Vorfilter, HEPA-Filter und Abluftfilter besteht. Somit ist die Filterung sehr allergikerfreundlich.

Fazit: Ist der Miele Scout RX3 700€ wert?

Der Miele Scout RX3 setzt punktuell Akzente und bringt eine sehr gute Hartbodenreinigung mit. Es gelingt aber nicht, aus den einzelnen Alleinstellungsmerkmalen des Saugroboters ein allgemein überzeugendes Produkt zu schaffen.

Obgleich es sich bei Miele um eine deutsche Firma handelt, steckt in diesem Produkt vermutlich mehr LG Electronics als Miele. Miele sicherte sich 2020 Patentrechte von LG für Saugrobotertechnolgien. Zudem wurde das Modell in Korea produziert, was die Vermutung bestärkt. LG beeindruckt immer wieder mit Fernseher-Technologien wie der gigantischen TV-Wall auf der IFA 2019, für gute Saugroboter sind sie allerdings nicht bekannt. Dies wird sich mit dem Miele Scout RX3 nicht ändern.

Kurz gesagt: Von uns gibt es keine Kaufempfehlung, wir raten sogar vom Kauf ab. Wer das anders sieht, kommt natürlich trotzdem über den folgenden Button zum Shop.

Was verbindet ihr – fernab auch von Saugrobotern – mit der Marke Miele?

Wer hier schreibt

Hi zusammen! Ich bin Tim und teste seit nunmehr sechs Jahren Saugroboter, Akkusauger und zig weitere smarte Haushaltsgeräte. Mein Ziel: Euch zu zeigen, wie man mehr Freude und weniger Arbeit im Haushalt haben kann. Zu diesem Zweck gründete ich 2017 die Facebook-Gruppe „Saugroboter-Community“, in der ich euch gerne willkommen heiße.

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